Im Regen


Der Anruf von Olli kam völlig unterwartet. "Hey Caro, kennst du mich noch? Wie waren mal zusammen auf dem Johanneum in einer Klasse. Deine Nummer habe ich von Simone, die war gestern zufällig auf dem gleichen Konzert wie ich und wir haben wiedersehenstechnisch hinterher noch die Kneipen unsicher gemacht. Boah, das ist alles so lange her! Und wie wir so am Erzählen sind, kamen wir natürlich auch auf die anderen zu sprechen und sie hatte deine Nummer im Handy und ich hab sie mir gleich gekrallt. Also, die Nummer, nicht Simone.." Olli lachte sein unverkennbares Olli-Lachen. "Naja, und ich dachte mir, wir haben uns solange nicht gesehen und dieses WE hab ich noch nix vor und Simone auch nicht, na, also, wenn Du Lust hast, dann komm doch Samstag abend mal vorbei! Gibt auch selbergemachten Glühwein. Hast du Lust?"

Und ob ich Lust hatte! Olli wiederzusehen, damit hatte ich in diesem Leben gar nicht mehr gerechnet. Nach dem Abi ist er mit seiner Freundin nach Heidelberg studieren gegangen. Und seitdem....

Ich sagte also zu. Olli gab mir die Adresse. Er wohnt jetzt in einem Außenbezirk von Hamburg, mitten im Grünen. Sonnabend nachmittag schwang ich mich also in mein Auto und fuhr raus.

Olli wohnt ganz allein in einer alten Villa, die fast vollständig von Efeu und Wein überwachsen ist. Als ich dort ankam, war Simone schon da. Und Thomas, und Jörn.. Ich war begeistert. Olli hatte sich fast gar nicht verändert - immer noch der baumlange Schlaks von damals, inklusive Nickelbrille und Bart.... Wir setzten uns vor den Kamin und brachten uns erstmal gegenseitig auf Stand. Der versprochene Glühwein war exzellent. Nach kurzem Überlegen beschloss ich, das Auto stehenzulassen und später mit Öffis zurückzufahren.

Im Laufe des Abends stellte sich heraus, dass die alte Schülerliebe zwischen Olli und Simone wieder aufflackerte. Beide waren inwischen von ihren damaligen Partnern geschieden und entdeckten sich gerade wieder neu. Wir anderen sahen es mit leisem Lächeln. Der Glühwein floss in Strömen und irgendwann waren die beiden verschwunden. Thomas, Jörn und ich hielten noch zwei weitere Stunden durch, dann machten wir uns auch auf den Weg.

Wir ließen die Haustür hinter uns ins Schloss fallen und marschierten los. Die beiden Jungs gingen allerdings an der nächsten Kreuzung in die andere Richtung, weil wir uns nicht einigen konnten, wo denn nun die nächste Bushaltestelle war.

Volksdorf ist ein sehr ländlicher Stadtteil von Hamburg. Viel Wald, wenig Gebäude. Ich war mir sehr sicher, an der kleinen Straße, die ich gerade entlanglief, am Nachmittag eine Haltestelle gesehen zu haben. Nach 500 Metern verflog meine Zuversicht. Nur Bäume links und rechts.. Es war schweinekalt. Anfang November hatten wir noch 20 Grad gehabt, aber das Wetter war inzwischen umgeschlagen. Kalte Polarluft wehte mir ins Gesicht. Ich zog meine Wachsjacke enger um den Körper. Wie spät mochte es sein? Ein Uhr bestimmt. Ich stöhnte innerlich auf. Die ganze Aktion war ja eh sinnlos! Um diese Zeit fuhr bestimmt kein Bus mehr in dieser Vorstadtgegend. Knurrend und über mich selber schimpfend, kehrte ich um.

Als ich an der Villa ankam, waren alle Fenster dunkel. Ich klingelte. Ich klopfte. Ich rief. Niemand kam. Die beiden lagen drinnen bestimmt im warmen Bett und schliefen ihren Glühweinrausch aus. Was tun? Von Thomas und Jörn war auch nichts mehr zu sehen. Die hatten bestimmt den besseren Orientierungssinn gehabt. Mit dem Auto konnte ich auf keinen Fall mehr fahren. Dazu hatte ich viel zuviel Alkohol getrunken. Es half nichts. Ich musste mir ein Taxi rufen. Das wird ja ein schönes Loch in meine Kasse reißen, dachte ich noch, als ich nach dem Handy kramte. Und kramte..und kramte... Siedendheiß fiel mir ein, dass mein Handy warm und trocken drinnen auf dem Wohnzimmertisch lag. Wir hatten ja alle die Nummern ausgetauscht..

Da fiel mein Blick auf ein altes Herrenfahrrad, welches an der Hauswand lehnte. Unabgeschlossen! Okay, dann würde ich eben nach Hause radeln. Die Vorstellung hatte was. Vom Radfahren würde mir bestimmt auch wieder warm werden. Ich fror inzwischen nämlich erbärmlich, vor allem, weil ein leichter Schneeregen eingesetzt hatte. Und 25km Radfahren würde mir bestimmt ganz gut tun. Olli hätte sicher Verständnis für die Aktion. Immerhin war es ein Notfall.

Entschlossen griff ich mir das Rad, raffte meinen langen Wollrock und stieg auf. Oha! Der lange Olli hatte den Sattel sehr hoch eingestellt, ich kam kaum an die Pedale. Außerdem war der Sattel vorne recht hoch gekippt. Das konnte ja heiter werden. Egal. In der Not musste das eben gehen.

Die ersten hundert Meter fuhr ich noch recht kippelig auf der spärlich beleuchteten Straße entlang, aber dann hatte ich den Dreh raus. Immer kräftig treten, Fuß von der Pedale, warten, bis sie wieder oben ist, dann kräftig treten.. es ging. Der Schneeregen wurde stärker. Die Tropfen liefen aus meinen Haaren in den Ausschnitt der Jacke. Das indische Baumwolltuch, welches ich um den Hals trug, fühlte sich bald ganz schwer und warm an, wie eine Kompresse. Unter dem Rad glänzte der nasse Asphalt im Funzellicht der Fahrradlampe. Langsam machte ich mir Gedanken, wie lange ich wohl unterwegs sein würde. Der Wein war mittlerweile in meiner Blase angekommen und durch die ständige Bewegung meiner Beine spürte ich den anwachsenden Druck bei jeder Pedalumdrehung.

Vorne rechts abbiegen... Verfl....Kopfsteinpflaster! Und der Gehweg war abgesperrt, Bauarbeiten. Inzwischen peitschte der Wind mir den Regen fast waagerecht ins Gesicht. Falls das Rad je eine Federung besessen hatte, war sie dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Jede Unebenheit des Pflasters pflanzte sich ungedämpft bis in den Sattel fort. Und dessen vorderer Teil bildete eine Zwangseinheit mit meinem Hügel.... Die Stöße kamen also direkt in meiner Blase an. Gleichzeitig stellte ich erstaunt ein wohliges Kribbeln zwischen meinen Schenkeln fest. Die stete Reibung des Sattels, der harte Druck und die abrupten Bewegungen.. zuerst war es nur ein sanftes Ziehen, aber dann wogte plötzlich eine regelrechte Lustwelle in mir hoch. Ich hatte Mühe, mich auf das Fahren zu konzentrieren. Fast bedauerte ich, dass ich an der nächsten Ecke auf den Radweg auffahren konnte. Meinetwegen hätte das Kopfsteinpflaster bis nach Hause dauern können.

Nun merkte ich meine Blase wieder deutlich. Volksdorf lag hinter mir und das wesentlich belebtere Bramfeld begann. Ich fuhr auf dem Radweg an der Hauptverkehrsstraße entlang. Der Uhr auf einer Verkehrsinsel entnahm ich, dass es halb drei war. Trotzdem herrschte einiger Autoverkehr. Ich musste immer dringender. So nötig, dass ich mich suchend umblickte, ob nicht doch noch eine Kneipe aufhätte, in der ich mal schnell... Fehlanzeige. Mitten auf der Straße? Das traute ich mich dann doch nicht.

Wie besessen fuhr ich weiter. Ein Regenschauer nach dem nächsten ergoß sich. Die Aufnahmefähigkeit des Baumwolltuches war erschöpft. Ein feines Rinnsal lief mir den Rücken entlang. Der Wunsch, jetzt sofort loszupissen, wurde fast übermächtig. Ich bekam vor lauter Müssen schon Gänsehaut.. Während ich weiterfuhr, begann ich, mein Becken vor und zurück zu bewegen.... Der Regen hatte meinen Wollrock komplett durchnässt und der Stoff klebte mir schwer auf den Schenkeln.

Dann kam die Bramfelder Chaussee. Kopfsteinpflaster! "Das halt ich nicht durch" dachte ich noch, da ging es auch schon los.. Meine eh schon gereizte Klit war wieder dem Trommelfeuer der Sattelstöße ausgesetzt.. Ich spürte meine steinharten Brustspitzen gegen den rauen nassen BH reiben.. es war fast nicht auszuhalten. Wellen von geiler Wonne fluteten hoch, ich umklammerte mit eiskalten Fingern den Lenker, der Regen rauschte, ich fühlte, wie sich unaufhaltsam der Höhepunkt näherte..

Mitten auf der Fuhlsbüttler Straße kam es. Es kam, während ich auf eine rote Ampel zufuhr. Es kam mir so, dass ich fast vom Rad fiel. Ich bremste gerade noch so eben und rutschte vom Sattel. Da stand ich also.. breitbeinig, die Stange des Rades zwischen den Schenkeln mitten im Regen und kam.. hatte einen sagenhaften Orgasmus.. und pisste! Es strömte heiß meine Beine herunter, plätscherte in meine Schuhe, verband sich mit dem ganzen kalten Regenwasser... Neben mir hielt ein Auto an. "Alles in Ordnung?" fragte ein netter Kerl. Ich nickte nur. Sprechen konnte ich nicht. Ich pinkelte immer noch. Er grinste, dann ging die Scheibe wieder hoch und er fuhr weiter.

Die restlichen 500 Meter schob ich das Rad neben mir her.
Zu Hause gönnte ich mir erstmal eine heiße Dusche. Als ich so unter der Brause stand und spürte, wie das Wasser an meinem Körper entlanglief, spürte ich dem gerade Erlebten nach. Wie von selbst fand meine Hand den Weg zwischen meine Beine. Liebevoll streichelte ich meine Lippen, erst sanft, dann entschlossener... Diesmal kam ich ganz anstrengungslos.. es war sehr sehr entspannt und geil..

Olli hab ich am nächsten Tag angerufen. Er hatte das Handy gefunden, bereits mit Jörn telefoniert und sich den Rest gedacht. Beiläufig teilte er mir mit, dass Simone wohl demnächst zu ihm ziehen wird. Und ob ich gut nach Hause gekommen wäre.

Am liebsten hätte ich "sowohl als auch" gesagt. Hab mich aber gerade noch gebremst. Es gibt Dinge, die kann man selbst alten Freunden nicht so einfach erzählen :-)))).


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