Der Student


Chrissie saß auf der Bank am Tresen ihrer Lieblingskneipe und beobachtete die anderen Gäste. Den ganzen Tag war sie im Viertel unterwegs gewesen, nun taten ihr die Füße weh und sie war froh, sich ausruhen zu können.
Die paar Tage Urlaub hatte sie sich redlich verdient. Die letzten Wochen in der Firma waren wirklich heftig gewesen...

Schön, dass sie morgen ausschlafen konnte. Und mitten in der Woche war in ihrer Kneipe auch nicht so ein Trubel wie sonst immer. Früher am Abend hatten noch ein paar Freunde vorbeigeschaut. Aber die mussten alle wieder früh raus, und so saß sie allein da, vor sich ihren Drink, und entspannte sich.
Der Wirt, ein guter Kumpel von ihr, hatte den Laden erst kürzlich übernommen. Im Moment war Mike zwar dabei, Getränke an die Tische zu bringen - aber nachher würde er sich wieder mit ihr unterhalten. Chrissie mochte diese Stimmung. Locker, ein paar Minuten für sich, ein paar für andere - ihre Gedanken flogen davon. Sie träumte wieder mal.

Auf der anderen Seite des Tresens saß auch jemand allein. Er war vielleicht 30 Jahre alt, braune kurze Locken. Sie betrachtete ihn. Seit zwei Stunden starrte er in sein Guinness und schien ganz weit fort zu sein.
Unvermittelt hob er den Kopf und sah sie direkt an. Sie war so überrascht, dass sie spontan lächelte. Er stand auf, nahm sein Bier und seinen Instrumentenkoffer und kam rüber. "Darf ich?" fragte er. Sie nickte und er setzte sich neben sie auf die Bank.

Keineswegs besonders freundlich, begann er ein Gespräch.
"Du wartest nicht zufällig auf jemanden?" Chrissie sah ihn erstaunt an. "Nö. Wieso?" Er holte leicht genervt Luft. "Weil Frauen wie du normalerweise nicht nachts um eins allein in Kneipen rumsitzen, deshalb!"
Oha, da war ja noch richtige Pionierarbeit zu leisten. Chrissie lächelte milde und antwortete: "Frauen wie ich? Sag mal, aus welchem Jahrhundert bist du denn? Meinst du, Frauen sitzen nachts nur in Kneipen, weil sie auf jemanden warten? Und wenn nicht, weil sie dringend jemanden kennenlernen wollen? Also, ich sitz hier zum Beispiel, weil ich noch nicht müde bin und Lust auf menschliche Gesellschaft im Allgemeinen habe. Wenn es sich ergibt, sogar auf ein nettes Gespräch. So einfach ist das."

Er schien unschlüssig, ob er wieder gehen sollte, blieb dann aber doch sitzen. "Aha. Würdest du dir denn jetzt die Geschichte meines verpfuschten Lebens anhören?" Chrissie lächelte. Therapeutische Sitzung in der Kneipe? Na, sie hatte eh nix Besseres zu tun, und wenn es zu schlimm würde, könnte sie ja gehen. "Na, dann schieß mal los!" meinte sie.

Was er ihr erzählte, versetzte sie in Erstaunen. Marius war eigentlich Tänzer gewesen und hatte in Hamburger Musicals gutes Geld verdient. Durch einen bösen Unfall, der ihn sein rechtes Kniegelenk gekostet hatte, konnte er den Beruf dann allerdings vergessen. Also hatte er angefangen, Musik zu studieren. Obwohl er sehr gut Klarinette spielte, kam er mit der Theorie schwer zurecht. Die Prüfungen liefen schlecht. Sein Professor mochte ihn nicht. Sein Erspartes ging auch zur Neige. Am liebsten wollte er alles hinschmeißen.
"Ich hab ja außer Tanzen nichts gelernt. Ich könnte als Regalauffüller bei Penny anfangen. Wenigstens kann ich dann die Miete bezahlen." Verbittert leerte er das Glas und bestellte ein neues.

Mike stellte es vor ihn hin und sah Chrissie kurz an. Ein feines Lächeln flog dabei über sein Gesicht.
Chrissie fragte vorsichtig: "Hast du denn keine Freunde, die dich ein bisschen moralisch unterstützen? Oder eine Freundin, die zu dir hält?"
"Freunde? Nein. Ich bin ja erst vor vier Jahren nach Hamburg gekommen, wegen der Arbeit. Vorher hab ich woanders getanzt. Unter Tänzern findest du keine echten Kumpel. Zuviel Konkurrenzkampf. Und meine Freundin....." Er seufzte. "Meine Freundin ist mir vor drei Monaten abgehauen. Die konnte das Elend auch nicht mehr ertragen. Meine ewige Jammerei. Außerdem.. also.. es lief auch nicht mehr so gut zwischen uns. Bin eben nicht mehr der tolle Hengst im Bett, wie zu Anfang." Marius sah aus, als würde er am liebsten losheulen.

Chrissie legte einen Arm um ihn und streichelte seinen Rücken. "Sag mal, was spielst du denn so auf der Klarinette?" fragte sie.
"Ach..." er lächelte etwas. "Am liebsten Jazz. Lester Wilson und so Sachen." Chrissie kam eine Idee. "Hast du Lust, mir etwas vorzuspielen? Jetzt gleich?"
Verblüfft sah er sie an. "Die Klarinette hab ich dabei, aber wo denn? Hier?" Chrissie nickte. "Aber sicher hier. Sind außer uns doch nur noch ein paar Leute da und Mike hat bestimmt nichts dagegen!"
Mike, der natürlich die ganze Zeit unauffällig zugehört hatte, ging zur Anlage und drehte die Musik aus. Er sah Marius auffordernd an. "Na, nu lass dich nicht so bitten. Chrissie liebt Jazz!"

Chrissie sah Mike dankbar an.
Marius packte die Klarinette aus, fixierte das Mundstück und begann, ein paar Tonfolgen anzuspielen. Nach wenigen Minuten entwickelte sich eine Melodie, etwas sehr Sehnsuchtsvolles. Die anderen Gäste verstummten und sahen interessiert rüber. Marius schloss die Augen und spielte. Die Melodie wurde schneller, swingte, Chrissie erkannte den Song, den Marius variierte. Es war "Autumn leaves". Marius hatte den Swing im Blut, das war ganz klar. Er war mehr als nur ein guter Musiker. Er war geradezu unglaublich. Verspielt, anstrengungslos, wie selbstverständlich trillerten die Töne, Klänge, zielsicher gespielt, mit unverkennbar eigener Handschrift.
Glücklich lachte sie, holte Luft und sang.

Mike wusste natürlich, dass Chrissie Sängerin war. Oft genug bat er sie nachts, für ihn alte Swingstücke a capella vorzutragen. Für Marius war das allerdings eine Überraschung. Er riss die Augen auf, wandte sich ihr zu und stellte sich auf Chrissies klare Stimme ein. Beide fanden sehr schnell zueinander. Als der Song zu Ende war, applaudierten die Gäste begeistert.

"Und du machst dir Sorgen?" lachte Chrissie. "Du bist saugut, Alter! Die Szene braucht Leute wie dich! Was meinst du, wieviele Swingbands in Hamburg händeringend einen Klarinettisten suchen, und dann noch so einen guten! Wart mal...."
Ein paar Minuten später hatte sie ihm einige Namen und Telefonnummern aufgeschrieben. Marius steckte den Zettel sorgfältig ein und sah sie an. "Das gibt es ja eigentlich gar nicht. Da ist man ganz unten und dann so ein Zufall, dass ich dich hier treff, eine Musikerin mit Connections...."
Chrissie schüttelte entschieden den Kopf. "Es GIBT keine Zufälle. Nur Glieder in Kausalketten, deren Anfang und Ende wir nicht kennen."

Mike stellte augenrollend zwei Sambuca vor sie hin. "Geht aufs Haus" stellte er fest. "Aber nur, wenn du keine philosophischen Gespräche anfängst, Chrissie. "Und wenn ihr beide noch Bock habt, dann macht doch noch ein bisschen Mucke, okay? Eine Stunde, und ich schenk euch die Rechnung, geht das klar?"
"Genau!" tönte es aus der Riege der Gäste. Mike wusste natürlich, was er tat. Die Kneipe lag in einer belebten Gegend, und war von der Straße gut einzusehen. Und wenn Live-Musik gespielt wurde, wirkte das sehr anziehend auf die Laufkundschaft.

Marius und Chrissie ließen sich nicht lang bitten. Musikalisch passten sie perfekt zueinander und sie hatten beide große Lust an der Improvisation. Im Laufe des Abends bekamen sie Verstärkung von Wolfgang, der noch extra losgelaufen war, seine Gitarre holen. Und nach einer Stunde war der Laden voll.
Irgendwann konnte Chrissie nicht mehr. "Es langt" strahlte sie. "Ich bin ja schon fast heiser..." Marius schien auch wieder besser drauf zu sein. "Du bist ja wirklich gut. Eigentlich müsste man dich doch kennen? Bei DER Stimme..?" fragte er.
Doch Chrissie grinste nur und meinte: "Es hat sich nicht ergeben, die große Gesangskarriere. Aber das ist MEIN verpfuschtes Leben. Ich mag es aber trotzdem, mein Leben..".

Marius packte seine Klarinette ein und sah Chrissie nachdenklich an. "Ich weiß ja nicht, was du darüber denkst, aber ich würde jetzt gern mit dir spazierengehen."
Ihre Augen lachten ihn an. Sie stand auf und griff sich Jacke und Tasche. "Klar..."

Draußen nahm er ihre Hand. Sie gingen schweigend die Altonaer Straße entlang. Nach einer Weile begann er, zu reden. "Du, ich möchte dich nicht überfallen, aber es wäre schön, wenn du mit mir nach Hause kämest. Keine Ahnung, was noch passiert. Ich will nur nicht, dass du weggehst. Seit du in meiner Nähe bist, geht es mir das erste Mal wieder so richtig gut, nach all der Zeit. Ich hab sogar Schmetterlinge im Bauch... Klingt blöd, was?"
"Klingt gar nicht blöd" sagte Chrissie und legte ihm ihre Arme um den Nacken. Sie war genauso groß wie er und als sie ihn küsste, ergab er sich im gleichen Moment, ließ sich von ihr küssen, umarmte sie und sie spürte, wie er sich endlich fallen ließ, wie auch alles andere von ihm abfiel, all der Kummer, die ganze schwere Last.

Ganz atemlos lösten sich sich voneinander. "Oh Gott, ich will mit dir schlafen..." keuchte er und Chrissie nickte lachend "Dann mal los.. ist es denn noch weit bis zu dir?"
"Naja, schon noch ne ganze Strecke. Mal sehen, ob ne Taxe vorbeikommt..." meinte er hoffnungsvoll. Sie gingen engumschlungen weiter. "Taxe wäre prima..." bemerkte Chrissie nach einer Weile. Marius sah sie an, wie sie da in ihrem leichten Sommerkleid vor ihm stand, nur die dünne Wolljacke drüber. "Dir ist kalt was?" fragte er teilnahmsvoll.
"Nicht nur das" meinte sie etwas unbehaglich. "Mir ist das viele Bier und die ganze Aufregung mächtig auf die Blase geschlagen. Ich muss ziemlich dringend...."

"Da sind wir ja schon zwei" seufzte Marius.
Sie gingen weiter, sahen sich jedesmal um, wenn ein Auto zu hören war, aber es war kein Taxi dabei.
'Ziemlich dringend' war deutlich untertrieben gewesen. Chrissie hatte inzwischen einen Riesendruck und konnte kaum noch normal gehen. Auch Marius wurde zunehmend nervös. An der nächsten Querstraße bogen sie ein. "Es sind nur noch 300 Meter" ermunterte Marius sie.
Chrissie biss sich auf die Lippen und stolperte vorwärts. Plötzlich blieb sie stehen und kreuzte die Beine. "Oooh.. " Eine Welle lief durch ihren Körper. Sie fröstelte vor lauter Drang. Marius legte den Arm um ihre Schultern. "Wir sind gleich da..." Sie bemerkte, dass auch er nicht mehr stillstehen konnte. Er trat von einem Bein auf's andere und zog sie weiter.

Endlich standen sie vor der Haustür des großen Altbaus.
Marius wühlte in der Lederjacke nach dem Schlüssel. "Mach zu...!!" bettelte Chrissie. Sie konnte nicht mehr anders und hatte schon eine Hand im Schritt. Auch Marius musste mit der Hand drücken, während er mit der anderen, zunehmend verzweifelter, nach dem Schlüssel kramte.
Chrissie tänzelte immer hektischer. "Marius, bitte....ich mach mir gleich ins Höschen...!!"
Sie beugte sich nach vorn, ihre Hand drückte mit aller Kraft auf ihre Öffnung, aber sie fühlte, wie es sich Bahn zu brechen drohte.
Da hielt Marius es nicht länger aus. Mit fliegenden Fingern öffnete er seine Hose.. aber zu spät. Laut zischend pisste er los, sein Schwanz war noch drinnen und die Jeans verfärbte sich dunkel.
Das Geräusch war zuviel für Chrissie.
Sie hatte das Gefühl, ein kleiner heißer Ball würde mit Gewalt aus ihrer Blase nach draußen gedrückt. Ein Schwall warmer Pisse ergoß sich in den Slip, gefolgt von einem Strahl... Sie spreizte die Schenkel und sah, wie es dampfend aus ihr herausschoß.. sich plätschernd teilte. Der Druck war so groß, dass die Flüssigkeit hoch aufspritzte, als sie auf die Gehwegplatten traf.

Feine Spritzerchen trafen ihre Füße, ihre Knöchel.
Als der größte Druck vorbei war, begann sie, das Pinkeln zu genießen. Wie leicht ihr auf einmal wurde. Wie erregend es war, das Strömen zu fühlen, die Wärme...
Als die Flut versiegt war, hob sie den Kopf und sah Marius an, der mit offenem Mund vor ihr stand. Wortlos zeigte er ihr den Schlüssel, den er nun doch gefunden hatte. Stumm schloss er die Tür auf. Erst im Wohnungsflur fanden sie die Sprache wieder.
"Sowas ist mir noch nie passiert. Normalerweise stell ich mich an eine Wand, wenn es so nötig ist, aber du musstest ja auch so tierisch und ich wollte dir nichts vorpissen.. Na, und nun ist es dir ja doch ins Höschen gegangen.." meinte Marius schuldbewusst.
"War nicht schlimm" sagte sie wahrheitsgemäß.
"Hat es dir Spaß gemacht?" fragte er. "Ich meine, du hast zum Schluss ausgesehen, als... als...."
"Ja" nickte sie. "Es war irgendwann sogar richtig geil. Aber jetzt würd ich gern duschen.."
Er lächelte. "Ja klar. Ich ja auch. Wenn du duschst, darf ich dann mitkommen?"

Er durfte.... :-)))


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