Der Laden von Mama Zuzuela


Heiß und feucht hing der August über der Stadt.
New Orleans lag unter brütender Hitze. Vom Fluß her wehten nasswarme Dunstschwaden.
Binnen Minuten klebten einem die Klamotten am Körper, ganz gleich, wie leicht man angezogen war.

Lissy spürte, wie der Stoff ihres Kleides vorn an ihren Schenkeln lag und mit jedem Schritt weiter zwischen ihre Beine rutschte. Ärgerlich zog sie das Kleid zurecht, wohl zum zwanzigsten Mal an diesem Abend.
Sie wollte eigentlich nur etwas spazierengehen. Im Hotel hatten sie ihr das French Quarter empfohlen, nur zwei Straßen weiter fing es an, das alte Viertel mit den wundervollen Bauten aus der Franzosenzeit. So war sie aus der klimatisierten Kühle des Sheraton an der Canal Street herausgetreten - und hatte sofort das Gefühl, als würde ihr jemand ein nasses heißes Handtuch mitten ins Gesicht klatschen.
Was für ein Klima!

Das Quarter war voller Menschen. In Trauben hingen sie an den Bars der Clubs. Überall standen die Türen und die bis zum Boden reichenden Fenster weit offen. Musik und Stimmen erfüllten die Gassen.
Auf den Balkonen der Häuser, hinter den schmiedeeisernen Balustraden, saßen Frauen mit Mint Juleps und Margueritas in der Hand, fast bewegungslos, bis auf das hektische Flattern der spanischen Fächer.

Es schien, als hätte sich ein gigantisches Monster vor die Stadt gelegt und hauchte seinen schwülen Atem mutwillig zwischen die Häuser.

Lissy hatte ihr Haar zu einem Zopf gebunden. Bei der Feuchtigkeit hielt eh keine andere Frisur. Langsam schlenderte sie in eine Seitenstraße. Rue de Bienville, aha.
Der Laden fiel ihr nicht sofort auf. Zwischen zwei größere Häuser gequetscht, stand ein sehr kleines, einstöckiges. Sie wäre fast vorbeigegangen - aber aus der offenen Tür schlich sich ein betörender Duft in ihre Nase. Pfirsich, Jasmin, Bougainvillien und Rum, Vanille vielleicht? Lissy blieb stehen. Sie spähte durch den Perlenvorhang und las das Schild neben der Tür: " Mama Zuzuela, Fortunes and Magic" stand da. Und "open". Sie hatte eh nichts anderes vor und ein unbestimmtes, sehnsüchtiges Gefühl trieb sie schließlich hinein.
Der Vorhang klirrte leise.

Der Laden war vollgestopft mit Masken, Figuren aus Afrika, farbenprächtigen Stoffen. Unschlüssig stand Lissy da.
Sie sah die Frau erst, als diese ihr eine Hand auf den Arm legte. Erschrocken blickte Lissy auf. Mama Zuzuela war sehr groß und hager und so schwarz, dass das wenige Licht im Laden kleine bläuliche Reflexe auf ihre Haut warf.
Ihr Turban und das lange Kleid waren aus buntem Stoff und ihr breites Lächeln entblößte zwei Reihen kräftiger Zähne, einige davon aus Gold.
"Hey snowbird" wurde Lissy begrüßt.

Ihr wurde bewußt, wie sie wirken mochte. Wie eine Touristin, sicherlich. Nun, sie WAR eine Touristin. Eine Reisende, die sich gerade in die Fänge einer professionellen Nepperin begeben hatte, fürchtete sie.
Mama Zuzuela schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
"Setz dich erstmal" meinte sie freundlich und schob Lissy auf einen Stuhl vor einen uralten gewaltigen Schreibtisch. Mama Zuzuela nahm auf der anderen Seite Platz.
"Warum bist du gekommen?" fragte sie.
Lissy zuckte mit den Schultern. Dann brach es geradezu aus ihr heraus: "Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll! Ich weiß nicht, warum ich überhaupt alleine verreist bin, ob es richtig war, ihn zu verlassen. Ich weiß nicht, was ich tun soll......."
Die hagere Frau sah sie ernst, aber mit lächelnden Augen an.
Sie nahm Lissys Hände in ihre und befühlte sanft die Innenflächen, zog sorgsam die Linien nach.

"Es war richtig, ihn zu verlassen. Du bist hier, weil du etwas suchst. Zuerst musst du dich selber wiederfinden. Dann erst kannst du dich finden lassen. Es wird nicht lange dauern, glaube mir. Aber zuerst musst du dich selber neu entdecken. Fang mit deinem Körper an."
Lissy schaute fragend. "Was stimmt denn nicht mit meinem Körper?"
"Du bist ja völlig verspannt. Wann hast du das letzte Mal mit einem Mann geschlafen?"
Empört fuhr Lissy auf, aber sie verschluckte die Antwort gerade noch rechtzeitig.
Mama Zuzuela fragte weiter "Wann hast du dich das letzte Mal gespürt? Wann hast du dich völlig hingegeben? Ich wette, du traust dich noch nicht mal, gut zu dir selber zu sein, weil dir das wie Betrug an dem vorkommt, den du verlassen hast."

Lissy stand der Mund offen.
Mit einer Mischung aus Staunen und Angst sah sie die Wahrsagerin an.
Mama Zuzuela hatte Recht. Aber woher wusste sie es? Woher konnte eine völlig Fremde so etwas Intimes ahnen? Dass Lissy immer noch derart unter der Trennung litt? Dass sie es noch nicht einmal fertigbrachte, Hand an sich zu legen, um die Spannung zu lösen?
Sah man es ihr etwa schon an?
"Quäl dich nicht so. Ich habe etwas für dich, das wird dir helfen, den Anfang zu finden". Die Frau kramte in einer Schublade und zog ein schwarzes Holzkästchen hervor.
Sie legte es auf den Tisch und öffnete es. Auf dunkelrotem Samt, in Mulden eingelassen, lagen dort zwei glänzende Stahlkugeln, etwa 3cm im Durchmesser.

"Was ist das?" fragte Lissy. Mama Zuzuela nahm eine der Kugeln heraus und legte sie in Lissys Hand. Schwer lag sie dort. "Beweg die Hand hin und her" forderte die Wahrsagerin sie auf. Lissy tat es und war verblüfft. Die Kugel begann, zu vibrieren und ein Eigenleben zu entwickeln, sie rollte in der Hand entgegen der Bewegung. Fast so ähnlich wie diese Gyro-Gelenktrainer, dachte Lissy.
"In der Kugel ist eine andere, schwerere gelagert." klärte Mama Zuzuela sie auf.
"Und jetzt zieh deinen Slip aus!"

Fassungslos gehorchte Lissy. Sie ahnte bereits, worauf das Ganze hinauslief, wollte auch noch protestieren - aber irgendetwas trieb sie, dieser Fremden zu glauben, ihr zu vertrauen.
"Führ dir die Kugeln ein, nacheinander, so tief, wie du kannst." Lissy drehte sich mit dem Rücken zum Schreibtisch und legte die erste Kugel an ihre Öffnung. Sie war nicht kalt, es war ein angenehmes Gefühl. Vorsichtig schob sie die Kugel rein, vorbei am Widerstand des Muskelringes, tief hinein in ihren Körper. Es ging leichter, als sie vermutet hatte. Ein Tampon bot da schon mehr Widerstand. Mit der zweiten Kugel machte sie es genauso. Überrascht merkte sie, dass die Spitze ihres Mittelfingers die zweite Kugel kaum noch berührte, obwohl er in voller Länge in ihrer Muschi war. Sie zog den Finger heraus - die Kugeln blieben, wo sie waren. Nun noch der Slip. Lissy stieg hinein, zog das Kleid zurecht und setzte sich wieder.

Mama Zuzuela nickte befriedigt. "So ist es gut. Du kannst jetzt gehen. Es ist genug für den Anfang. Alles andere wird sich finden."
Lissy war fast ärgerlich. Da legte sie dieser Frau ihre ganze Seele auf den Tisch und die Lösung sollte in einem simplen Sex Toy liegen? Das hätte sie zu Hause billiger haben können. Apropos billiger... Ein fürchterlicher Verdacht kam ihr.
"Und was soll mich das Ganze nun kosten?" Wütend über sich selber fiel ihr ein, dass über Geld ja noch gar nicht gesprochen worden war.
Die Wahrsagerin lächelte belustigt. "Die Hälfte von dem Bargeld, was du bei dir hast. Viel wird es nicht sein." Das stimmt nun allerdings. Lissy zog ihre Brieftasche hervor und zählte 22 Dollar auf den Schreibtisch.
Das war in der Tat nicht viel für so ein Erlebnis, dachte sie bei sich.

Sie verabschiedete sich rasch und ging wieder auf die Straße hinaus.
Lissy sah nicht mehr, wie Mama Zuzuela ihr nachblickte und langsam ein Zeichen in die Luft malte.

Lissy war froh, als sie wieder zur Decatur Street kam. Hier war es deutlich belebter, obwohl... Wie spät mochte es sein? Sie sah auf die Uhr und erschrak. Fast eins! Und immer noch dampfte der Asphalt vor Wärme.
Sie spürte die Kugeln bei jedem Schritt. Schwer lagen sie in ihrem Unterbauch und erzeugten dort kleine Bewegungen, Vibrationen, die lustvolle Schauer durch sie jagten.
So konnte sie doch nicht weiterlaufen! In der Öffentlichkeit...
Endlich kam das Cafe du Monde in Sicht. Lissy setzte sich draußen an einen Tisch und bestellte einen großen Lemon Squash und danach gleich noch einen. Wie durstig einen solche Aufregungen machen konnten!
Die Kugeln kamen zur Ruhe. Lissy saß bewegungslos auf dem Stuhl und spürte fast bedauernd dem Nachlassen der Reizung nach.

Nach einer Weile orderte sie Kaffee. New Orleans ist eine der wenigen Orte in Amerika, wo man noch richtigen Kaffee bekommen kann. "French Style" ist das Zauberwort. Als sie den dritten Kaffee bestellen wollte, bedauerte der Kellner zutiefst. "Ma'am, es tut mir sehr Leid, aber wir haben praktisch schon geschlossen. Es ist drei Uhr..." Lissy sah sich um. Sie war tatsächlich einer der letzten Gäste. Das Cafe war schon abgeschlossen. Sie erwog, den Kellner zu bitten, sie noch kurz auf die Toilette zu lassen, verwarf den Gedanken aber wieder. Bis zum Hotel war es nicht allzu weit. Lissy zahlte und der Kellner verschwand.

Als sie aufstand, bedauerte sie sofort, ihre Bitte nicht ausgesprochen zu haben.
Ihre Blase war drückend voll und durch das Aufstehen gerieten die Kugeln in Bewegung.
Sie holte tief Luft und ging vorsichtig los.
Lissy achtete darauf, nicht zu hart aufzutreten, damit die Schwingungen der Kugeln sich nicht verstärkten. Aber die Dinger führten ihr Eigenleben, versetzten ihren Unterbauch in Vibrationen und ganz besonders die Blasenwand, gegen die sie immer wieder rollten.

So versunken in ihre Schritttechnik war Lissy, dass sie zu spät bemerkte, wie sie in die falsche Richtung gelaufen war. Hier ging es nicht zur Canal, sondern zum Fluss!
Sie stand schon auf einer der Freitreppen, die zum Ufer des Mississippi herabführten. Überall saßen Leute auf den Stufen, unterhielten sich, schmusten oder machten Musik.
Okay, wenn sie die Treppen runter ging, zum Uferweg, dann würde sie auch zum Sheraton kommen. Aber die Treppen! Es nützte nichts. Lissy musste inzwischen so dringend, dass ihr keine Wahl blieb.
Schnell ging sie die Treppen hinab.

Die Kugeln hüpften in ihr, schlugen gegeneinander, machten sie absolut wahnsinnig. Unten angekommen, kniff sie verzweifelt die Beine zusammen. Sie konnte kaum noch stillstehen, so nötig war es. Verzagt sah sie sich um. Es musste doch irgendwo ein Eckchen geben, wo sie sich schnell ungesehen erleichtern konnte. Nichts! Nur der gut ausgeleuchtete Uferweg voller nächtlicher Flaneure.

Lissy nahm sich zusammen und ging los. Der Schweiß rann ihr den Rücken entlang. Jeder, wirklich jeder Schritt löste wahre Kaskaden von Lust aus. Ihre harten Spitzen zeichneten sich unter dem dünnen, feuchten Stoff des Kleides ab. Sie bemerkte die die Blicke der Männer, die ihr entgegenkamen. In ihrer Blase zog es. Wellen von Geilheit und Drang durchliefen sie. Ihre Schritte wurden kürzer. Lissy spürte, wie ihr Schauer über den Rücken jagten. Sie hatte trotz der Wärme Gänsehaut.

Da! Da war ein Baum am Ufer! Lissy fuhr sich mit der Hand zwischen die Beine und rannte los. Als sie noch etwa fünf Meter von der rettenden Louisiana-Eiche entfernt war, konnte sie nicht mehr. Im Laufen brachen die Dämme. Entsetzt fühlte sie die heiße Nässe an ihrer Hand. Endlich erreichte sie den Baum, stürzte dahinter und spreizte die Schenkel.
Lissy lehnte mit dem Rücken am Stamm und erleichterte sich stöhnend im Stehen. Zischend bahnte sich der Strahl seinen Weg durch ihr Höschen, plätscherte geräuschvoll zwischen ihren Beinen auf das Gras.
Gleichzeitig stieg eine Woge von Lust in ihr hoch, dass ihr fast die Luft wegblieb.
Mit geschlossenen Augen begann sie, durch den nassen Stoff des Slips, ihren Hügel zu streicheln, zu reiben... Ihr ganzes aufgestaute Verlangen flutete hoch. Sie kam schnell und dermaßen, dass sie in die Knie ging...

Den Rest des Weges brachte sie wie in Trance hinter sich.
Im Hotel durchquerte sie zügig das Foyer, nahm den Aufzug und beeilte sich, in ihr Zimmer zu kommen.
Dort ging sie ins Bad, zog sich aus und setzte sich auf die Toilette.
Sie konnte die Kugeln relativ leicht wieder entfernen. Etwas Pressen und konsequente Fingerarbeit und schon lagen sie glänzend in ihrer Hand.
Lissy sah sie liebevoll an. "Verdammte kleine Scheißerchen" murmelte sie.

Später, nach einer ausgiebigen Dusche, lag sie auf dem Bett und sah aus dem Fenster im 20. Stock auf das glitzernde New Orleans hinaus.
Was für eine Stadt! Voller Geheimnisse und voller Erlösungen.

Sie fühlte, wie die Kraft in sie zurückgekehrt war.
Wie wunderbar ihr plötzlich die Zukunft erschien, wie leicht und herrlich das Leben sein konnte.

Ein paar hundert Meter Luftline entfernt stand eine sehr dunkle hagere Frau vor der Tür ihres Hauses und sah in die Sterne.
"Viel Glück, Snowbird..." flüsterte sie.



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