SUKKUBUS


DIE VORGESCHICHTE:

Claudia hatte sich schon den ganzen Tag auf den Abend mit Stefan gefreut. Stefan, ihr Seelenzwilling, ihr bester Freund, ihre große Liebe. Sie war ihm auf einer Party bei Musikerkollegen begegnet und er hatte sie sofort umgehauen. Still, klug, analytisch und dabei von einer subtilen Erotik, die ihr gefiel. Er hofierte sie, war immer mit einem brennenden Feuerzeug zur Stelle, so bald sie eine Zigarette hervorzog, machte ihr Komplimente.
Mit der Zeit hatten sie begonnen, sich zu verabreden. Nächtelange Gespräche waren gefolgt. Stefan ging in ihrem Kopf spazieren, öffnete Türen zu Kammern, die sie sonst sorgfältig verschlossen hielt. Wenn sie zusammen waren, existierte die wirkliche Welt nicht mehr. Claudia konnte ihre vor sich hindümpelnde Ehe vergessen, den Stress im Job, die Pubertätsprobleme ihrer fast erwachsenen Kinder.

Stefan war jünger als sie, 10 Jahre mindestens. Claudia empfand den Unterschied nicht. Er stand am Anfang seines Lebens als Diplompsychologe - sie war mittendrin in ihrem als Karriere/Ehe/Superfrau. Es war nie die Frage gewesen, ob ihre rauschhaften, flirrenden Begegnungen in eine Beziehung münden würden. Beide vermieden das Thema, beide gaben sich dem Moment hin, ganz frei, ganz begeistert.

Doch heute abend war es anders. Er empfing sie in gereizter Stimmung. Sie setzte sich in der Küche an den Tisch und wartete auf ihn (offenbar war er etwas holen gegangen). Da kam er auch schon, knallte ihr seinen Terminkalender hin und meinte wütend "Da! Nimm ihn und trag die Tage ein, an denen du für mich Zeit hast! Ich komm mir vor, wie ein Gigolo, das mit uns ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Du blockierst mich, ich kann mich noch nicht mal mit Frauen treffen, die vielleicht in Frage kämen, weil du in meinem Kopf rumspukst! Ich komm nicht weiter, mit gar nichts, weil du mir wie ein Bremsklotz am Bein hängst!"

Claudia war wie vor den Kopf geschlagen. Sie stand auf und verließ hastig die Wohnung. Später rief sie Stefans besten Freund Alex an. Alex hörte eine ganze Weile zu und meinte in seiner ruhigen, besonnenen Art: "Claudia, so ist er nun mal. Vergiss nicht, Stefan kommt vom Dorf, und das hat er nie ganz abgelegt. Er hat ganz feste Vorstellungen von seinem Leben. Studium fertig, Praxis eröffnen und dann mit einer hübschen kleinen Hausfrau ne Familienkiste aufziehen, inklusive Reihenhaus und Gartenzwergen. Du faszinierst ihn, keine Frage. Aber du passt nicht in sein Beuteraster, was seine Pläne angeht. Du HAST Familie, du bist zu alt - du bist außerdem äußerlich das Gegenteil von dem, was er eigentlich sexuell begehrt." Alex hatte Recht. Claudia wusste nur zu gut, dass Stefan von einer zierlichen Frau träumte, schwarzhaarig, südländisch. Sie selbst war größer als er, blond und ausgesprochen üppig - und alles andere als unterwürfig.

Gekränkt zog sie sich zurück. Sie schrieb ihm noch einen kurzen Brief, in dem sie ihm mitteilte, dass sie von Stund an aus seinem Leben verschwinden würde. Als Bremsklotz wolle sie nicht in seinen Gedanken wohnen. Er antwortete nicht.

ZOUK:

Stefan, Alex und ein paar Kommilitonen saßen im "Zapfhahn"zusammen. Die Stimmung war gut, endlich mal wieder. Nach dieser blöden Sache mit Claudia hatte Stefan zunächst Mühe gehabt, überhaupt wieder mal wegzugehen. Es erschien ihm so oberflächlich, so sinnentleert. Alex hatte ihn schließlich überredet: "Wird Zeit, dass du die Schneckenhausphase für beendet erklärst. Davon wird es nicht besser. Also: heute abend im "Zapfhahn"! Ausreden gelten nicht, schließlich wohnst du da drüber!"

Und so hockten sie wieder alle zusammen, schnatterten über die Profs und lästerten nach Kräften.
Als die Kneipentür aufging, sah Stefan kurz hoch - und erstarrte.
Sie war unglaublich. Irgendwas um 25 Jahre alt, klein, ein Typ zwischen Juliette Binoche und Audrey Tautou. Schwarze, kurze Haare, riesige braune Augen. Über ihrer Schulter hing eine große Reisetasche.
Ihre Bewegungen waren katzenhaft, leise und anmutig. Sie ging zum Tresen und sprach kurz mit dem Wirt. Der wies mit einer Kopfbewegung zu Stefans Tisch. JA! Sie kam näher, lächelte etwas. Als sie sich zu Stefan hinunterbeugte, klirrte ihr schwerer Goldohrring an seiner Wange. "Hallo. Man sagte mir, du könntest mir helfen. Ich bin heute angekommen, aber habe erst ab morgen ein Zimmer. Kann ich bei dir übernachten?"
Was zum Teufel...? Sie sprach mit französischem Akzent, leise, bittend. Ein feiner Duft umhüllte sie, fein aber intensiv, wie schwerer Portwein und Flieder.

Es rauschte in Stefans Ohren. Er hörte sich "Ja klar" sagen und "Setz dich doch erstmal".
Sie glitt auf einen Stuhl neben ihn und strahlte ihn an. "Du bist meine Rettung. Sag, wann wir gehen. Ich habe Zeit."
Stefan konnte sich sowieso nicht mehr auf die allgemeine Unterhaltung konzentrieren. "Lass uns los..."
In seiner Altbauwohnung zeigte er ihr das Schlafsofa im Büro. Sie nickte ernsthaft und stellte ihre Reisetasche daneben ab. Später saßen sie in der Küche bei Rotwein zusammen. Sie erzählte ihm, dass sie gerade aus Südfrankreich angekommen sei. Die Adresse, die sie bekommen hatte, stimmte nicht und sie wäre schon stundenlang durchs Viertel geirrt. Stefan lauschte dem Klang ihrer warmen Stimme. "Wie heißt du denn überhaupt?" fragte er. "Zouk" meinte sie. Sie sprach es "Suk" aus und Stefan war erstaunt. Irgendwo in seinem Kopf glimmte eine Funzel auf, erlosch aber sofort wieder, als sie begann, von den Lavendelfeldern ihrer Heimat zu erzählen. Gegen zwei Uhr früh wollte sie schlafen gehen. Stefan zeigte ihr das Bad und begab sich selbst in sein Bett.

Er lag lange wach und döste irgendwann ein. Träume kamen. An seinem Ohr spürte er Atem. Etwas berührte seinen Körper, sanft, verführerisch. Streichelte ihn, streichelte ihn überall. Lust wallte in ihm auf. Träumte er immer noch? Dieser Duft... Etwas saß auf seinen Schenkeln, feines Kratzen an seiner Schulter, wie von Fingernägeln. Boah, war das geil! Stefan versuchte, die Augen zu öffnen, aber er schlief - oder doch nicht? Sein Herz klopfte. Vorm inneren Auge sah er sie, sah Zouk, wie sie nackt über ihm war. Jetzt beugte sie sich herunter zu ihm, ihre kleinen harten Brustspitzen streiften über seinen Oberkörper. Das konnte er doch nicht träumen! Er fühlte sie doch, fühlte, wie sie sich sanft aber unerbittlich auf seinen harten Schwanz setzte und anfing, ihn zu reiten. Erst langsam kreisend, dann heftiger... Stefan nahm alle Kraft zusammen und versuchte, wach zu werden. Er musste sie SEHEN! Doch es gelang ihm nicht. Sie hatte ihn, hatte seinen Rhythmus gefunden. Stefans Geilheit stieg in ihm immer höher. Er ho
b sein Becken, stieß in die pulsierende Enge, immer schneller. Er versuchte, sie mit seinen Händen bei den Hüften zu packen, aber er konnte die Arme nicht heben. Fast wahnsinnig vor Lust ergab er sich ihr. Sie bestimmte das Tempo, wurde langsamer, zögerte es hinaus, ließ ihn schließlich kommen - und verschwand.

Als er erwachte, war es schon später Morgen. Kaffeeduft erfüllte die Wohnung. Stefan stand auf und stolperte in die Küche. Zouk saß, ausgeschlafen und fröhlich, am gedeckten Frühstückstisch. "Na, gut geschlafen?" fragte sie freundlich. "Ja" log er mit weichen Knien. Im Bad betrachtete er sein Gesicht. Blass, wie unter Schock. Er kehrte in die Küche zurück und setzte sich. Zouk plapperte heiter: "Du, ich hab die Leute nicht erreicht, wo ich mich melden sollte. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern noch etwas bleiben. Ich kann dir auch Geld bezahlen. Nachher wollte ich sowieso mal einkaufen gehen, du hast ja fast gar nichts im Haus..." Stefan nickte mechanisch. "Geht das denn mit dem Schlafsofa?" fragte er. "Sicher! Ich bin ja nicht so groß" zwitscherte sie, und: "Wann kommst du denn nachher nach Hause? Ich möchte etwas kochen?!" Stefan fiel plötzlich ein, dass er ja noch zur Uni musste. "Gegen sechs. Ich lass dir einen Schlüssel da, der ist für die Wohnungstür und auch für die Haustür..."

In der Uni traf er Alex. Der platzte schon vor Neugier. "Und? Ist sie wieder weg, die französische Katze?" Stefan schüttelte den Kopf. "Nein. Sie wird noch etwas bleiben. Ich hab ihr den Schlüssel dagelassen." Alex runzelte die Stirn. "Du bist ja ganz schön vertrauensselig. Naja, wird wohl mal Zeit, dass auch du dich auf etwas Abenteuerliches einlässt. Bei Claudia fehlte dir ja der Mut. Vielleicht klappt es dieses Mal!" Stefans Gesicht verschloss sich sofort. Bis jetzt hatte niemand gewagt, ihn auf Claudia anzusprechen. Erstaunt stellte er fest, dass er das erste Mal seit der Trennung von ihr eine Nacht nicht an sie gedacht hatte. Besserung in Sicht, immerhin.

Abends erkannte Stefan seine Wohnung kaum wieder. Überall standen frische Wiesenblumen, Zouk hatte offenbar geputzt und wahre Wunder in der Küche vollbracht. Wie hell auf einmal alles wirkte! Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit Salat und vom Herd wehte das Aroma gebratener Calamares herüber. "Der Wein ist ein Bourgogne aus der Gegend von Narbonne" klärte Zouk ihn auf "da stehen die Weinberge fast am Meer, das schmeckt man richtig. Setz dich doch..."

Viel später, nach dem wunderbaren Essen, saßen die beiden beim Wein. Zouk erzählte mit ihrer betörenden Stimme Geschichten aus Frankreich und Stefan wünschte sich inbrünstig, dass sie nie mehr fortgehen möge.
Sie verstanden sich wie von selbst. Zouk war genau auf seiner Wellenlänge, hatte ihn instinktiv begriffen und lauschte verständig seinen Erzählungen über Psychologie, seinem Leben, Musik. Ihre Bemerkungen trafen immer genau den Punkt. Stefan konnte sich nicht erinnern, wann er sich zuletzt so unterhalten hatte. Ja, okay, mit Claudia, aber das war so weit weg...

Gegen Mitternacht stand sie auf und kam um den Tisch zu ihm. "Du Stefan?" Sie legte ihm eine Hand leicht auf die Schulter. Ihm war, als ginge ein Stromstoß durch seinen Körper. "Stefan, ich wollte dich fragen, ob ich heute nacht bei dir schlafen darf?" Sie sah ihm tief in die Augen. Er nahm sie sofort wild in seine Arme, presste ihren schlanken Körper an sich, küsste ihren korallenroten weichen Mund. Sie schmeckte nach Wein und ein klein wenig nach Pfeffer oder etwas anderem, scharfen.

Diese Nacht schlief Stefan nicht. In dieser Nacht war er wach, jede Sekunde, bis aufs Äußerste gespannt. Sie trieben es miteinander, als hätten sie ihr Leben lang aufeinander gewartet. Heftig, hart, voller Liebe und voller aufgestauter Sehnsucht. Zouk stöhnte, miaute, schlug ihre schneeweißen kleinen Zähne in seine Haut, kratzte, streichelte und umarmte ihn, bis er jedes Gefühl für die Zeit verlor. Irgendwann im Morgengrauen lag sie neben ihm, ihr Haar schwarz glänzend wie ein Rabenflügel. "Verlass mich niemals, hörst du?" flüsterte Stefan in ihr Ohr. Sie antwortete nicht, aber an ihren langen dunklen Wimpern hingen Tränen.

Die Tage und Wochen vergingen wie im Rausch. Stefan blühte auf, fand zu ungeahnter Energie und Kraft zurück. Er fühlte sich wohl, wie lange nicht. Zouk war bei ihm, in ihm, begleitete seine Gedanken.
Sorgfältig vermied er, sie zu fragen, wie lange sie bleiben würde. Einmal hatte er es probiert und sie hatte ihn so entsetzt angesehen, dass er keinen neuen Versuch wagte. Das Glück schien zu zerbrechlich, nur nicht daran rühren.

Dennoch, eines abends, nahm Stefan erneut Anlauf: "Zouk, mein dunkler Engel, ich muss dir was sagen. Ich will mein ganzes Leben mit dir verbringen, will Kinder mit dir haben, meine ganze Zukunft auf dich bauen. Willst du meine Frau werden?"
Zouk sprang auf.
Ihr Gesicht war geisterhaft blass, ihre Augen blitzten gefährlich. Sie wich bis ans äußerste Ende des Zimmers zurück.
"NEIN!" keuchte sie. "DAS kannst du nicht von mir bekommen. Keine Kinder, keine Ehe, kein Spießeridyll!" Sie stürzte aus dem Zimmer. Stefan war erschrocken. Was hatte er denn gesagt? Was war denn so schlimm gewesen? Ratlos saß er in der Küche. So bekam er nicht mit, dass Zouk in Windeseile ihre Tasche packte und das Haus verließ. Den Schlüssel legte sie auf die Flurkommode.

Die Tage danach waren furchtbar.
Stefan suchte sie überall, fragte nach ihr. Bestürzt stellte er fest, dass er so gut wie nichts von ihr wusste, noch nicht mal ihren vollen Namen. Er vertraute sich Alex an, dem klugen Freund, der immer weiter wusste, wenn nichts mehr ging.
Doch auch Alex zuckte mit den Schultern. "Stefan, ich kann dazu nichts sagen. Ihr beide habt euch ja ganz gut abgekapselt, das letzte halbe Jahr. Sie erschien mir immer unwirklich, irgendwie. Es passte alles zu gut. Wenn ich sie nicht selbst gesehen hätte, würde ich annehmen..." "Was?! Was würdest du annehmen?!" Stefan war völlig außer sich.
"Nun, ich würde annehmen, du hättest sie erfunden. Sie ist doch die Antwort auf alle deine Träume gewesen. So eine Frau gibt es doch eigentlich gar nicht."

Stefan brach zusammen. Er verließ die Wohnung nicht mehr, verbrachte ganze Tage im Bett, verzweifelt an dem Kopfkissen schnüffelnd, auf dem sie gelegen hatte. Ein Hauch von diesem Duft war noch darin. Bleiernde Traurigkeit senkte sich in sein Herz. Am liebsten hätte er laut geschrien: "HILFE!!! Hilf mir doch jemand!"
Dann endlich rief er Claudia an.

Ihre Stimme war ruhig, distanziert. Sie hörte sich die ganze Geschichte an, unterbrach ihn kein einziges Mal.
"Stefan, es ist besser, ich komm vorbei" entschied sie.
Als er ihr die Tür öffnete, stach es ihr mitten ins Herz, wie mit einem Eisdolch. Er sah so elend aus, so unendlich verzagt. Claudia spürte ihre ganze Liebe zu ihm durch sie wehen, als wäre sie gar nicht vorhanden. Sie nahm ihn in ihre Arme, tröstend, und setzte sich mit ihm an den Tisch.

Der ganze Jammer stieg in Stefan hoch. Weinend berichtete er noch einmal. Am Ende seiner Geschichte sah er sie flehend an, als müsste nun von ihr der rettende Gedanke kommen. Claudia fühlte, wie etwas in ihr zerbrach.
"Wenn sie wiederkäme, würdest du sie nehmen, wie sie ist? Ohne Aussicht auf Familie, auf Kinder, auf eine Ehe? Ohne zu wissen, wie lange sie bleiben kann, woher sie kommt, wer sie ist?"
Tränenüberströmt nickte er. "Es wäre mir egal. Es wäre mir scheißegal. Sie fehlt mir so. Noch nie hat mich jemand so verstanden, so begriffen. Ja, du vielleicht, damals, aber..." Erschrocken sah er auf. Claudias ganzer Kummer stand auf ihrem Gesicht. "Claudia, es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht wehtun..."
Claudia stand auf. "Stefan, ich geh jetzt nach Hause. Deine Zouk wird wiederkommen. Ganz bestimmt. Und diesmal wirst du auf deine Fragen Antworten erhalten." In sein Staunen hinein ging sie, schloss die Tür hinter sich leise zu, verschwand aus seinem Leben.

Zouk kam im Morgengrauen des folgenden Tages zurück.
Sie schlich katzengleich ins Haus, öffnete leise die Wohnungstür, setzte sich klein und stumm an den Küchentisch und begann zu warten.
Als Stefan den Raum betrat, begriff er instinktiv die Veränderung. Sein Herz schlug bis in seinen Hals. Seine Freude über ihre Rückkehr war ängstlich. Er traute sich nicht, sie zu berühren und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
"Darf ich Fragen stellen?" Seine Stimme zitterte. "Wer bist du?" Zouk lächelte traurig. "Zouk Koubous, oder Sukkubus, wie du willst. Ich bin ein Dämon, aber kein böser."
"Warum bist du hier?"
Zouk senkte den Kopf, holte Luft. Dann hob sie ihn und sah Stefan voll ins Gesicht. Ihre Augen schienen noch größer als sonst. "Weil sie dich mehr liebt, als sich selbst. Weil sie es nicht erträgt, ohne dich zu sein. Weil sie dir etwas schenken wollte und dich auch etwas lehren. Lieben, Stefan, LIEBEN. Zu ihren Bedingungen solltest du lieben lernen. Du solltest erkennen, wie falsch dein fest strukturierter Plan vom Leben ist, wie unwichtig. Aber sie wollte dir auch geben, was du so sehr begehrtest, und was sie dir nicht geben kann".

Claudia. Was er geahnt hatte, seit Claudia ihn besucht hatte, wurde Gewissheit. Claudia. Sie war bei ihm gewesen, die ganze Zeit. Es waren ihre Hände, ihre Küsse, ihre Zärtlichkeit, ihr wildes Begehren. Ihr Verständnis, ihr Begreifen seiner Person. Ihm war, als würde eine Milchglasscheibe vor seinen Augen zerspringen. Endlich sah er klar. Sah die schöne Hülle, die Projektion seiner Träume vor sich sitzen - mit der Seele seiner besten Freundin, die ihn so liebte und die er auf dem Altar seiner Lebensplanung geopfert hatte. Die ihm nicht schön genug war, nicht jung genug, nicht "passend".

"Und was jetzt?" presste er hervor.
Zouk lächelte. "Ach Stefan. Ich bin doch wieder gekommen. Ihr beide habt mich erschaffen. Sie hat mich frei gelassen, heute morgen. Wenn du willst, bleibe ich. Solange du willst. Ich lebe doch nur für dich..."

Er sah sie an. Das Blut schien in sie zurückgekehrt, und je länger er sie anblickte, je leichter ihm wurde, je froher - desto wirklicher wurde Zouk. Die Heiterkeit kehrte in sie zurück. Schließlich lächelte sie schelmisch und fragte "Frühstück? Du siehst aus, als brauchst du n paar Brötchen und nen Kaffee. Etwas Wirkliches. Ich jedenfalls hab jetzt Hunger. Bin doch auch nur n Mensch... geworden".



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