Begehren


Wenn es der ollen Karmaverwaltung da oben zu langweilig wird, dann schmeißt sie gern mal ein Bömbchen in das Leben von Menschen, die sich zu sicher fühlen. Die meinen, sie seien ausreichend gefestigt - alles klar im Leben, nichts Unbekanntes mehr in der Seele. Dann beugen sich die großen Puppenspieler über ihre Figuren und sehen ihnen ganz gespannt zu. Wer weiß, vielleicht wetten sie ja auch :-).

Anna war so eindeutig eine Hetera, wie eine sein nur kann. Sie hatte viel probiert in ihrem Leben. Ja, sie war auch einmal mit einer Freundin im Bett etwas weiter gegangen - aber nur, um hinterher festzustellen, dass es das nicht gewesen sein konnte. Sie mochte nun mal lieber Männer, was den Sex betraf. Nicht weiter spektakulär also.

Als sie Celine traf, war sie absolut begeistert, eine neue Freundin gefunden zu haben. Celine war wirklich faszinierend. Beide Frauen gleich groß - aber im Gegensatz zu der molligen, warmen Anna, die ständig nach Kuchen zu duften schien vor lauter fröhlicher Gutherzigkeit - war Celine schlank, wirkte kantig und zunächst sogar abweisend. Ihr ständiges Spötteln über Kerle, ihr distanziertes Verhältnis zu den meisten Leuten, die Anna kannte, bildete einen Gegensatz, der beide anzog.
Schade nur, dass sie beide 350 km auseinander wohnten.

Anna genoss es, mit Celine zu lästern. Sie bewunderte ihre Art, ihren Witz, ihre kleinen spontanen Einfälle. Celine wiederum wurde geradezu magnetisiert von Annas allumfassender Präsenz. Wenn Anna einen Raum betrat, konzentrierte sich das Geschehen um sie herum. Eine ihrer Freundinnen hatte das mal mit "radiant" beschrieben.

Ihre Freundschaft hatte dazu noch einen besonderen Aspekt: Sie konnten über Sex reden, tabuisierten, aurumianischen Sex - denn Anna und Celine waren sehr ähnlich gepolt, was das betraf. Beide liebten Desperation, beide lebten das voll aus. Sie sprachen über ihre Empfindungen, ihre Kontakte zum anderen Geschlecht. Celine bezeichnete sich selbst als bi, hatte aber keinerlei reale Erfahrungen mit Frauen.

Und dann kam diese Nacht, die Nacht, in der Anna vor Celine zugab, jetzt gerade im Moment sehr pinkeln zu müssen... Anna wollte es hinauszögern und wippte - und Celine bemerkte auf einmal, wie sehr sie das kickte. Celine musste ebenfalls - und war dabei spitz wie selten. Lag es an Anna? Anna, die leise stöhnte, zwischendurch wieder lachte, wibbelte und sehr offensichtlich immer geiler dabei wurde? Celine geriet völlig außer sich. Annas Not machte sie an, ihre Versuche, weiter anzuhalten, machte sie an, Anna machte sie an. Als Anna endlich aufgeben musste und sich in den Slip strullte, reichlich und mitten rein in den Orgasmus, den sie im gleichen Augenblick bekommen hatte, fehlte bei Celine auch nicht mehr viel.

Diese Nacht veränderte alles. Celine begann, von Anna zu träumen- und Anna begann, sich zu fragen, warum sie vor Celine so viel freier agieren konnte, als vor anderen Frauen. Der Tag kam bald, wo sie sich gestanden, sich ineinander verliebt zu haben, emotional und sexuell. Aber wie sollten sie damit umgehen? Anna war voller Hemmungen. Celine, ihre schöne, zynische Freundin nicht minder. Noch nie hatte sich Anna einer Frau genähert, die sie geil fand - ok, Celine war ja auch die erste.

Dazu kam, dass Anna Männer "lesen" konnte, Frauen aber nicht.
Dies ist nicht ungewöhnlich. Frauen WISSEN eben, wann ein Kerl sie haben will. Männer sind in ihren körperlichen Reaktionen sehr eindeutig. Anna kannte alle Knöpfe, die bei einem Mann zu drücken waren, damit er auf sie ansprang. Sie war dem Typen stets eine Winzigkeit voraus, was seine Lust betraf - ahnte, was er wollte, konnte voll drauf einsteigen. Frauen lernen sowas sehr früh. Männer konnte man beschummeln, was den Orgasmus betraf. Anna war eine Meisterin des gekonnten Fakes. Aber eine andere FRAU? Außerdem: wie würde sich das anfühlen? Sanfter? Härter? Wie und wo war diese Herrliche zu berühren? Jegliche Professionalität schwieg auf einmal in Anna. Dies hier war neu. Neu und aufregend.

Celine ging es ganz genauso. Sie hatte keine genaue Vorstellung von Annas Körper, wusste nur, dass er groß und weich war. Aber würde sie ihn mit Lust berühren wollen? Celine erzählte Anna von ihren Bedenken und beide versicherten sich, dass man es einfach versuchen müsste. So lagen sie endlich nebeneinander im Bett - und: WWWWWuuuuuuuuuuuschschschsch.....
Das "große grüne Gummitier" erwischte sie mit voller Wucht: etwas kam über sie, das einfach stärker war, als sie beide.

Vergessen waren alle Zweifel, alle Grübeleien. Anna sah mit vor Rührung schwimmenden Augen dieses zarte, wunderschöne Weib vor sich. Wie sich Celines Haut anfühlte... ihre seidige Karamellpfirsichhaut... Sanft streichelte sie jeden Zentimeter davon, packte hier und da fester zu, küsste Celines Schenkel, hingerissen von ihrem feinen Duft.
Celine stellte fest, dass ihre Sorgen unnötig gewesen waren. Sie berührte Anna so gern, griff hingebungsvoll ihre Hüften, bewunderte ihre großen runden Brüste mit den hellrosa Spitzen, biss lustvoll hinein...

Sie vögelten die ganze Nacht.

Immer noch hätten beide auf Nachfrage behauptet, nicht lesbisch zu sein. Bi, ja okay. Aber lesbisch?

Endlich kam das lange Wochenende, an dem Anna zu Celine fuhr. Beide hatten sich seit ihrer letzten Begegnung fast krank gesehnt nacheinander. Celine verträumte halbe Tage im Bett, die Hand fast immer streichelnd. Anna, die einen harten Job hatte, erwischte sich, wie sie mitten zwischen zwei Meetings an Celine dachte - und fast unwillkürlich die Schenkel zusammennehmen musste. SO sexualisiert und gleichzeitig innerlich aufgewühlt hatten sich beide noch nicht erlebt. Was war da los?

Als Anna vor Celine stand, spürte sie außer alles überwältigender Liebe auch eine derart vibrierende Grundgeilheit, die ihren ganzen Leib ergriffen hatte, dass fast alles an ihr zitterte: ihre Hände, Arme, Waden, Lippen. Oh Gott, was wollte sie diese Frau! Sie küsste sie, küsste sie auf den bebenden Mund, den weichen - schlang ihre Arme um ihre Frau, ließ ihre Zunge begehrlich zwischen Celines Zähne gleiten. Celine antwortete ihr sofort und Anna begriff, dass auch Celine fast zerbarst vor Begehren. So sehr von Celine gewollt zu werden, war für Anna die Erfüllung all ihrer Wünsche an das Universum.

Die nächsten Tage und Nächte verließen sie die Wohnung nicht - einmal ging Anna kurz einkaufen - die ganze übrige Zeit sprachen sie miteinander, liebten sich, schmusten, redeten wieder... Die Stunden verflogen rasend schnell.
Montag nachmittag wollte Anna wieder fahren - beide verdrängten diesen Termin nach Kräften.

Celine hatte vor Anna ab und an mit Männern geschlafen, besonders einer lag ihr seit Jahren am Herzen. Sie bezeichnete ihn halb im Ernst als ihr "Fickverhältnis", weil er kam, wenn sie ihn darum bat und ansonsten sein eigenes Leben führte. Er hasste diesen Ausdruck. Celine war ihm wichtig, er wollte das nicht so herabgewürdigt sehen.
Celine erzählte ihrer Anna von ihm. Von ihren langen Chats mitten in der Nacht im Messenger, von seiner klugen Art. Er wäre ein Gentleman, ein wahrer Herr. Kompliziert sei er und nicht zu überfordern, egal, was es sei...

Der Sonntag Abend verlief wunderbar. Sie waren schließlich noch gemeinsam in den Chat gegangen und Celine hatte wie aus alter Gewohnheit noch den Messenger geöffnet.
Plötzlich rief sie: "Da ist er ja!" Anna sah auf den Schirm. Ein Fenster öffnete sich. Celines Gentleman war online! Sofort machte Anna Platz und Celine begann, mit ihm zu reden. "Grüß den mal!" meinte Anna - und sie meinte es ehrlich. Kein Gedanke an Eifersucht. Dieser Kerl behandelte ihre Frau gut - also war Anna ihm wohlgesonnen.
Celine schrieb ihm, dass Anna da sei und gegrüßt habe... Ob er Lust hätte, kurz anzurufen?

In der Zeit, die er brauchte, um durchzuwählen, fragte Celine ganz aufgeregt und rotwangig: "Ey, was meinst du, soll ich den einladen? Der kommt bestimmt, ich weiß das!" Anna nickte begeistert. DEN wollte sie kennenlernen! Da klingelte es auch schon. Celine musste ihn nicht lang überreden. Als sie auflegte, strahlte sie: "Er kommt. Wart, in 25 Minuten ist er da!"

Bis er kam, ergingen sich beide Frauen in Vermutungen über den weiteren Verlauf der Nacht. Anna wurde immer neugieriger.
Als es an der Tür läutete, blieb sie auf dem Stuhl am Computer-Schreibtisch sitzen, während Celine ihren Alex herzlich begrüßte. Beide kamen ins Wohnzimmer. Anna war nun ehrlich verblüfft: Der sah ja richtig... klasse aus. Gute Augen, klarer Blick, offenes Lächeln, nichts Gespieltes an ihm.

Alle drei setzten sich zusammen, Celine zu Beginn auf Alex' Schoß. Nach der Begrüßung begann ein lockeres Gespräch: wer wusste was von wem... Alex war Anna sofort sympathisch - den mochte sie. Alex fand offenbar auch Gefallen an ihr, denn obwohl er sehr vertraut mit Celine war, entgingen ihm nicht die sanften Zeichen, die Anna aussandte. Fast unvermittelt beugte er sich zu ihr und küsste sie - halb zärtlich, halb so wild, dass ihr der Atem wegblieb. Anna blieb ihm nichts schuldig - sie küsste ihn - heftig und sehr ausführlich. "Du küsst wunderbar" flüsterte er in ihr Ohr, wandte sich zu Celine und küsste auch sie in derselben Art und Weise. Fasziniert sah Anna zu.

Sie begehrte Celine in diesem Moment mehr als je zuvor - und stellte froh fest, dass dieses Begehren völlig frei war. Völlig uneifersüchtig - denn sie begehrte auch Alex. Nicht mit dieser intensiven Liebe dabei, natürlich nicht. Dieses Begehren war rein körperlich - aber es fühlte sich warm an. Sie vertraute beiden - und wollte beide.

Tief innen spürte sie, dass Celine etwas mit ihr teilen wollte - und ihr auch zeigen, dass sie Anna teilen konnte.

Es war, als wüsste er das. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er mit ihnen beiden schlafen wollte - aber er gab keiner den Vorzug. Sicher: sein Verhältnis zu Celine war viel tiefer. Anna musste ihnen vertrauen - und sie tat es.

Etwas später, im Bett, nach ersten Zärtlichkeiten, kam er zuerst zu ihr, vögelte sie voller Lust und Begeisterung. Anna genoss seinen harten Schwanz in sich, seine wilden Stöße, seinen Rhythmus, der mit ihrem perfekt harmonierte. Alex ließ schließlich ab von ihr und beugte sich über Celine... Dies war der Anfang seines horizontalen Tanzes zwischen den beiden Frauen. Was für eine instinktsichere Choreographie! Er machte alles richtig, wie von selbst schien sich alles zu fügen. Celine und Anna schmiegten sich aneinander, streichelten und rieben, er sah zu - griff dann wieder ein - auf Annas Haut schienen Funken zu tanzen, so geil war es. Celine sah atemlos zu, wie er Anna beschlief, sah zum ersten Mal, wie ihre warme weiche Frau mit einem Mann vögelte, wie sich ihr schweres Becken anscheinend federleicht in die Höhe hob, immer wieder, mit welcher Lust sie sein Eindringen in sie erlebte.

Sicher, Celine und Anna liebten sich. Sie konnten einander unendliche Lust bereiten, gestanden sich sogar, dass sie beim Masturbieren an die jeweils andere dachten. Wo waren die ganzen Kopfkinofilme von früher hin? Weg...

Aber dies hier war etwas völlig anderes.
Uralte Instinkte brachen hervor. Das tiefe Stöhnen aus Annas Kehle, dieser grollende vaginale Gesang hatte seine Wurzeln in einer Zeit weit vor den Menschen.
Hetero-Sex, Vögeln mit dem anderen Geschlecht - der Kern des Lebens, das weiblich/männliche Prinzip, die Erneuerung durch Vereinigung waren in diesem Moment ebenso stark wie die selbstlose, verzweifelte Liebe, die die Frauen füreinander empfanden.

Gleichzeitig bewiesen sie sich die andere Dimension, die höhere Weihe, die ihre Liebe durch Alex empfangen hatte. Nur wer wahrhaft liebt, wird das tun können, was Celine und Anna in jener Nacht taten.

Dankbar kuschelte sich Anna an Alex' Schulter. Er hatte ihnen beiden etwas geschenkt.

Am nächsten Morgen ging er. Celine erzählte Anna später, dass er noch niemals über Nacht geblieben wäre, vorher.
Anna lächelte.

:-)))



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